Kinder und Jugendliche mit AD(H)S in der Schule

Erika Tittmann
Diplom-Psychologin, Praxis für Psychotherapie, Lörrach (D)

AD(H)S ist eine andere Art zu denken, zu hören, zu sehen – aber auch zu fühlen, zu handeln, sich zu entwickeln und Beziehungen zu gestalten. Welche zentralen Regulationsstörungen, bzw. funktionellen Auswirkungen erschweren Betroffenen, Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen das gemeinsame Lernen und Miteinander im Unterricht, im Gespräch oder bei den Hausaufgaben? Sekundäre Lern- und Leistungsstörungen (häufig umschriebene Entwicklungsstörungen beim Erwerb der Kulturfertigkeiten und/oder der motorischen und sprachlichen Fertigkeiten) sind in den letzten Jahren zunehmend zur Begleiterscheinung der Diagnose AD(H)S geworden. Das Bildungs- und Gesellschaftssystem scheint betroffenen Kindern und Jugendlichen auch bei guter und überdurchschnittlicher Begabung oft nicht die passenden Möglichkeiten zu bieten, um potentielle Fähigkeiten in Leistungen realisieren, bzw. ihre Gesamtpersönlichkeit entsprechend den Klassenkameraden entwickeln zu können. Dabei gehört AD(H)S – wenn frühzeitig erkannt und multimodal behandelt – zu den „relativ gut therapierbaren Handicaps und Einschränkungen“ (so Cerwenka 2004).

Im Workshop sollen anhand von Fallbeispielen – gerne der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – die im Vortrag dargestellten «Fallstricke» des Lernens bei AD(H)S illustriert und präventive, bzw. kurative Handlungskonzepte sowie Verhaltensmodifikationstechniken für den Unterricht und das schulische Arbeiten zuhause entwickelt werden, damit betroffene Kinder aufgrund ihres Verhaltens nicht von Bildungseinrichtungen ausgeschlossen werden müssen, die sie aufgrund ihrer kognitiven Ressourcen mühelos durchlaufen könnten. Besonderes fokussiert werden dabei klassische pädagogische Konzepte, die durch neuropsychologische Funktionsbeeinträchtigungen, bzw. spezifische Lernvoraussetzungen betroffener Kinder und Jugendlicher lahm gelegt werden und die Schulumgebung in Kooperation mit dem medizinisch-therapeutischen Helfernetzwerk zu alternativen pädagogischen und lerntherapeutischen Konzepten zwingen.