Bindungsstörungen im schulischen Kontext

PD Dr. Margarete Bolten
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, existiert über das Störungsbild der Bindungsstörungen vergleichsweise wenig gesichertes empirisches Wissen. Vielfach gehen therapeutische Empfehlungen auf die Arbeiten von Bowlby und Ainsworth zurück bzw. beruhen auf Studien der Klinischen Bindungsforschung. Jedoch handelt es sich bei den Bindungsstörungen nicht einfach um eine unsichere Bindung, sondern um spezifische Auffälligkeiten im Beziehungs- und Interaktionsverhalten von Kindern und Jugendlichen, welche gemäß dem derzeitigen Stand der Forschung Folge von deprivierenden Lebensbedingungen in der frühen Kindheit sind. Hierzu zählen, neben Vernachlässigung und Misshandlung, auch häufige Wechsel der Bezugspersonen. Aus Längsschnittstudien wissen wir, dass frühe Traumatisierungen und Deprivationsbedingungen neben der intrapsychischen Symptomatik der Bindungsstörung auch eine Vielzahl körperlicher und psychosomatischer Begleiterkrankungen hervorrufen kann.

Das Ziel des Seminars ist es, die klinische Symptomatik und die Entstehungsbringungen von Bindungsstörungen umfassend darzustellen und eine Verbindung zu, im schulischen Kontext häufig auftretenden, psychosomatischen Beschwerden herzustellen. Es sollen praxisnahe Anleitungen zum diagnostischen Vorgehen und der Behandlung von Bindungsstörungen gegeben werden. Anhand von verschiedenen Fallvignetten wird der theoretisch erarbeitete Lehrstoff praktisch vertieft.

Lernziele:

  • Die Teilnehmenden können die Symptome eine Bindungsstörung erkennen und von anderen Verhaltens- und emotionalen Auffälligkeiten unterscheiden.
  • Die Teilnehmenden kennen häufige psychosomatische Beschwerden, welche im Zusammenhang mit früher Traumatisierung und Bindungsdeprivation stehen.
  • Die Teilnehmenden können Eltern und Bezugspersonen psychoedukativ zur Prävention und Behandlung von Bindungs- und Beziehungsstörungen beraten.
  • Die Teilnehmenden kennen die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten und sind mit Massnahmen zum Kinderschutz vertraut.

Literatur

M., Légeret C. (2022) Funktionelle Magen-Darm-Störungen im Kindes- und Jugendalter. Ein Praxismanual, Springer Berlin, Heidelberg
Bolten, M., Schanz, C.G. & Equit, M. (2021). Bindungsstörungen. Hogrefe Göttingen.