Entwicklungsübergänge im Jugendalter
Prof. Dr. Alexander Grob
Ordinarius für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie, Fakultät für Psychologie, Universität Basel, Vorsitzender Studiengangkommission MAS KJP
Die zunehmenden Autonomiebestrebungen Jugendlicher werden in zentralen Lebensbereichen evident, insbesondere in der Loslösung vom Elternhaus, in der Erprobung enger Beziehungen zu gleich- und gegengeschlechtlichen Gleichaltrigen, in der Weise, wie schulische und berufliche Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden sowie in der Gestaltung der Freizeit. Der Mehrheit der Jugendlichen gelingt die Verantwortungsübernahme gut. Viele experimentieren und entscheiden sich für einen nächsten (Entwicklungs-)Schritt, anderen gelingt es nicht, sich zu entscheiden, und wieder andere probieren sich über Gebühren aus, so dass sie sich und andere mitunter gefährden. Schliesslich erproben einige ihre Möglichkeiten gar nicht.
Das Modul wird praxis- und wissensnah gestaltet. Als Wissensgrundlage dient das Buch «Erwachsen werden – Entwicklungspsychologie des Jugendalters» (Grob & Jaschinski, 2003; Weinheim: Beltz – vergriffen). Dieses geht von der Regelentwicklung im Jugendalter aus, fokussiert u.a. auf den Prozessen der Identitätsentwicklung und damit auf dem Übergang von einer relativen Fremdbestimmung während der Kindheit zur Selbststeuerung und Eigenverantwortung im Jugendalter. Zudem sollen die Studierenden aus der aktuellen Jugendpsychologie-Enzyklopädie den Artikel «Soziale Übergänge von der Kindheit ins junge Erwachsenenalter» (Pinquart, M., & Grob, A. (2008). In R.K. Silbereisen & M. Hasselhorn (Eds.), Enzyklopädie Psychologie, Serie V Entwicklungspsychologie. Entwicklungspsychologie des Jugendalters (pp. 109-132). Göttingen: Hogrefe) gelesen haben. Praktisch arbeiten die Studierenden eine Fallgeschichte einer Beratung mit einem Jugendlichen auf. Die Fallgeschichte enthält die Darstellung der Problemlage respektive des Anmeldungsgrundes, anamnestische Informationen, die Abklärungsschritte und deren Befundlage sowie die Intervention/Beratung. Anhand der Fälle werden wir die Wechselwirkung zwischen Entwicklungserwartungen und realisierten Entwicklungsetappen im Jugendalter aus bio-psycho-sozialer Perspektive aufarbeiten. Hieraus werden die verschiedenen Entwicklungspfade und -risiken sichtbar sowie Möglichkeiten der Intervention.