Soziale Entwicklung und Störung des Sozialverhaltens

Prof. Christina Stadler, PhD
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Störungen des Sozialverhaltens mit oppositionell-aggressiven und antisozialen Verhaltenssymptomen zählen zu den häufigsten Vorstellungsgründen in Beratungsstellen sowie kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken und Ambulanzen. Die Beschäftigung mit Ursachen für die Entstehung und Aufrechterhaltung aggressiven und antisozialen Verhaltens ist sowohl aus klinischer als auch aus gesellschaftlicher Sicht von zentraler Bedeutung: Retrospektive und prospektive Langzeituntersuchungen beschreiben die schlechte Prognose dieser Störungen, besonders dann, wenn sie schon im Kindesalter beginnen oder spezifische Persönlichkeitseigenschaften die Verhaltenssymptomatik kennzeichnen. Ohne wirkungsvolle Behandlung verlaufen aggressive Verhaltensstörungen meist chronisch und sind häufig assoziiert mit gravierenden Störungen wie Suchtverhalten, Delinquenz, aber auch depressiven Verhaltenssymptomen.

Unter Einbeziehung aktueller Ergebnisse der Neurowissenschaften wird im Rahmen dieses Kurses die Bedeutung biologischer und psychosozialer Faktoren für Genese aggressiver Verhaltensstörungen dargestellt. Auf die Bedeutung von Subtypen mit vermutlich unterschiedlicher Ätiologie aggressiven Verhaltens wird dabei im Besonderen Bezug genommen, da eine Differenzierung unterschiedlicher Äußerungsformen aggressiven Verhaltens nicht nur für die Erklärung aggressiver Verhaltensstörungen bedeutsame Implikationen beinhaltet, sondern auch für die Ableitung wirkungsvoller Behandlungsansätze. Im Rahmen des Seminars werden Behandlungsstrategien für impulsiv-aggressive Kinder und Jugendliche vorgestellt, aber auch Behandlungsoptionen für Kinder, die fehlende Empathie, Reue oder Schuld zeigen. Anhand konkreter Fallbeispiele werden Herausforderungen und Grenzen der Behandlung diskutiert.