Abstracts FS13
Deskriptive Fallanalysen von Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose AD(H)S – Wie hoch ist die Zufriedenheit mit den ergriffenen Massnahmen?
Muriel Altermatt, M.Sc., SPD Rheinfelden und Martina Wenk-Tremp, M.Sc., SPD Basel-Stadt (Abschluss HS 13)
Die vorliegende Praxisforschungsarbeit setzt sich mit dem Thema «Integrative Sonderschulung bei AD(H)S – Gelingensfaktoren und Zufriedenheit mit dem Verlauf der eingeführten Massnahmen und der Beratung beim Schulpsychologischen Dienst (SPD) Frick» auseinander. Das Ziel dieser Arbeit war es, Gelingensfaktoren für die integrative Schulung aufzuzeigen, welche bei Kindern mit einer AD(H)S-Diagnose verwendet werden können, um ein optimales Vorgehen in der schulpsychologischen Arbeit zu gewährleisten. Dafür wurden sechs Fälle des SPD Frick nach folgenden Kriterien ausgewählt: AD(H)S-Diagnose, integrative Sonderschulung im Bereich Soziale Beeinträchtigung, Alter von sieben bis vierzehn Jahre, Bereitschaft der Eltern zur Studienteilnahme. Diese Fälle wurden im Hinblick auf Diagnostik, Massnahme und Begleitung analysiert. Zudem wurden Eltern, Lehrpersonen und zuständige Schulpsychologinnen hinsichtlich ihrer Zufriedenheit mit der Beratung und dem Verlauf der Massnahmen anhand von halbstrukturierten Interviews befragt.
Bei der schulpsychologischen Abklärung wurden folgende Verfahren am häufigsten eingesetzt: HAWIK-IV, Mottier/Monroe, Rey-Figure, Schulleistungstestverfahren, projektive Verfahren und feinmotorische Aufgaben sowie Anamnesegespräche und Gespräche mit den Lehrpersonen. Zur eindeutigen Diagnosestellung wurden alle Kinder zur pädiatrischen Abklärung überwiesen.
Es zeigte sich, dass ein enger, wertschätzender Austausch wichtig ist und trotzdem die Ökonomie im Hinblick auf Termine im Auge behalten werden sollte. Die Beteiligten wünschen sich eine Dienststelle, welche die Zusammenkünfte koordiniert und alle involvierten Personen regelmässig einbezieht. Zudem ist eine enge Begleitung der Schule förderlich für eine gelingende Integration. Da die Medikation von den Eltern als sehr positiv empfunden wurde, sollte dies möglicherweise in Zukunft mehr mit den Eltern besprochen werden. Ferner wurde deutlich, dass gerade beim Übertritt in die Oberstufe eine externe Sonderschulung mit allen Beteiligten besprochen und abgewogen werden sollte.
Verhaltenstherapeutisches Training zum positiveren Umgang mit Aggressionen. Ein Erfahrungsbericht
Stefanie Bitto, M.Sc., SPD Dietikon und Olivia Bühler, lic. phil., SPD Zug (Abschluss HS 13)
Die Problematik von Kindern mit aggressiven Verhaltensauffälligkeiten führte wiederholt zu Anmeldungen beim Schulpsychologischen Dienst in Dietikon. Aus diesem Grund wurde im Frühling 2010 ein verhaltenstherapeutisches Training zum positiveren Umgang mit Aggressionen angeboten. Das Training gab sieben Kindern der Unterstufe (1.-3. Klasse) die Möglichkeit, an ihren Sozialkompetenzen zu arbeiten und so ihre aggressiven Verhaltensweisen abzubauen. Diese Kinder fielen in der Schule durch ihr aggressives Verhalten auf und ein Leidensdruck diesbezüglich war durch die Lehrpersonen ersichtlich. Diese meldeten dann die Kinder im Einverständnis der Eltern an. Es wurden acht Trainingssitzungen angeboten. Das Training basierte auf Modulen, welche an Petermann und Petermann (2008) angelehnt waren, jedoch selber durch das Team des Schulpsychologischen Dienstes bearbeitet und angepasst wurden. Neben der Gruppenarbeit mit den Kindern führten die Schulpsychologinnen Lehrer- und Elternberatungen durch.
Das aggressive Verhalten der Kinder wurde zu drei Messzeitpunkten durch den Fragebogen FAVK (Görtz-Dorten & Döpfner, 2010) erhoben, welcher die vier folgenden Störungsbilder erfasst: Störungen sozial-kognitiver Informationsverarbeitung, Störungen der Impulskontrolle, Störungen sozialer Fertigkeiten und Störungen sozialer Interaktionen. Die im Training angewandten Übungen thematisierten neben der Stärkung der Sozialkompetenzen u.a. diese vier Störungsbilder. Die Auswertung der Ergebnisse macht deutlich, dass die Werte der vier Störungsbilder wie auch der Gesamtwert nach dem Messzeitpunkt 1 (Datenerfassung kurz vor dem Training) abnahmen. Dies lässt die Interpretation zu, dass das Training einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Kinder hatte und die Kinder nach Beginn des Trainings ein weniger aggressives Verhalten zeigten.
Der Schulpsychologische Dienst Dietikon erhielt durch das verhaltenstherapeutische Training zum positiveren Umgang mit Aggressionen eine zusätzliche Interventionsmöglichkeit, um mit Kindern mit aggressiven Verhaltensweisen arbeiten zu können. Allerdings empfehlen die Schulpsychologinnen, dass zukünftig der Zeitpunkt der Durchführung (besser im Herbsthalbjahr), die Auswahl der Kinder (Ursache der Aggression), die Motivation der Eltern für die Elternberatung sowie die Bereitschaft der Lehrpersonen zur Mitarbeit (Tokenprogramm) stärker bedacht werden sollten.
Vergleich von Tätermerkmalen von jungen Erwachsenen mit Tötungsdelikt, Brandstiftung und Freiheitsberaubung
Frauke Kilvinger, Dipl.-Psych., Forensische Abteilung Massnahmenzentrum Uitikon, Psychiatrisch-Psychlogischer Dienst, Amt für Justizvollzug Kanton Zürich
Diagnostische Fragestellungen spielen im Umgang mit Gewalt- und Sexualstraftätern im Hinblick auf die Identifikation deliktrelevanter Persönlichkeitsmerkmale, die Gegenstand von deliktpräventiven Interventionen sind, eine wichtige Rolle. Anhand des Instruments FOTRES-RV ist es möglich, für verschiedene Deliktarten spezifische Antwortprofile aufzuzeigen. FOTRES-RV setzt sich aus drei Faktorenclustern zusammen: Delinquenznahe Verhaltensdisposition, Wertesystem und Soziale Interaktionsmuster.
Anhand einer Gesamtstichprobe von N=228 jungen erwachsenen Straftätern wurde bei n=167 FOTRES-RV angewendet und drei exklusive Deliktgruppen (Brandstiftung, Tötungsdelikt, Freiheitsberaubung) gebildet. Die drei Deliktgruppen wurden anhand der drei Faktorencluster von FOTRES-RV verglichen und Profilanalysen mittels MANOVA-Berechnungen durchgeführt. Bei der Gruppenbildung zeigte sich, dass die Delinquenz in der untersuchten Stichprobe polytrop ist und dass es, aufgrund der grossen Überschneidungen hinsichtlich der begangenen Delikte der einzelnen Täter schwierig war, ausreichend grosse und exklusive Deliktgruppen zu bilden (Brandstiftung n=11, Tötungsdelikt n=15, Freiheitsberaubung n=12). Die geringen Unterschiede zwischen den drei Gruppen der jungen erwachsenen Straftäter zeigten sich vor allem in der Neigung, Gewalt anzuwenden und der Bereitschaft, Waffen einzusetzen sowie im kontrollierenden und dominanten Verhalten in der Kontakt- und Beziehungsaufnahme.
Anhand von FOTRES-RV ist es möglich, deliktgruppenspezifische Antwortprofile zu identifizieren. Es wird diskutiert, ob aufgrund der geringen Unterschiede zwischen den Deliktgruppen der deliktspezifische Vergleich bei jungen erwachsenen Straftätern einen Erkenntnisgewinn bringt oder ob ein personenzentrierter Ansatz über die Gesamtstichprobe hinweg besser geeignet wäre. Für weitere Analysen wäre beispielsweise ein Mittelwertsvergleich von grösseren Gruppen interessant, indem man die Gruppen nicht nach Delikten, sondern nach Personenvariablen bildet, wie z.B. rückfällig vs. nicht rückfällig.
Intelligenzverteilung in den Sekundarstufenniveaus des Kantons BL
Monika Neuenschwander, lic. phil., SPD Liestal
Hauptziel dieser Arbeit bestand darin, die Intelligenzverteilung der SchülerInnen in den drei Sekundarstufenniveaus A, E und P des Kantons BL zu erheben. Die Stichprobe bestand aus 187 SchülerInnen der 7. Sekundarstufe aus vier Gemeinden des Kantons BL. Neben der Intelligenz – alle 187 SchülerInnen bearbeiteten klassenweise zwei verschiedene Intelligenztestverfahren – wurden weitere Faktoren wie Schulleistung, Leistungsmotivation, Bildungsgrad der Eltern und Zweisprachigkeit erhoben. Die Ergebnisse einer Anova zeigten ausgeprägte bzw. hochsignifikante Intelligenzmittelwertunterschiede in den drei Sekundarstufenniveaus. Zudem bestätigten Korrelationsanalysen einen hohen und signifikanten Zusammenhang zwischen den Schulleistungen und der Intelligenz. Die Intelligenz vermochte einen Varianzanteil von 40% im Zeugnisschnitt Ende 5. Primarstufe aufzuklären. Die Ergebnisse der Multiplen Regressionsanalysen verifizierten die Intelligenz als aussagekräftigsten Prädiktor für Schulleistungen, nach dem Bildungsgrad der Eltern und der Leistungsmotivation – und klärte einen Varianzanteil von 29.4% auf.
«Arbeitshaltung» erfasst in den IDS-II
Denise Niederhauser, lic. phil., SPD Wohlen, und Monica Neukom, M.Sc., SPD Primarschule Embrach (Abschluss HS 13)
Die neu entwickelten Intelligence and Development Scales II (IDS-II) stellen ein breites testpsychologisches Prüfsystem dar und liefern eine umfassende Gesamtbeurteilung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10-20 Jahren. Sie berücksichtigen Transitionen vom Übergang Primarschule-Sekundarstufe I sowie in Sekundarstufe II.
In der vorliegenden Arbeit, welche Teil der Pilotstudie zu den IDS-II war, wurde der Schwerpunkt auf das Modul Arbeitshaltung gelegt. Dazu wurden 12 Kinder und Jugendliche (3 Mädchen, 9 Knaben) im Alter von 11 bis 20 Jahren mit den IDS-II geprüft. Ziel der Pilotstudie war es, die Praxistauglichkeit der gesamten Testbatterie zu überprüfen und Rückmeldungen in Form von Verbesserungsvorschlägen und Anmerkungen an das Entwicklungsteam weiterzuleiten. Die für die Leistungsentwicklung wichtige Arbeitshaltung wird anhand eines Fragebogens zur Gewissenhaftigkeit (18 Items) und eines Fragebogens zur Leistungsmotivation (18 Items) erfasst.
Die Erfahrungen, welche aus der Durchführung der Pilotstudie gewonnen wurden, zeigen, dass die Fragebogen zur Gewissenhaftigkeit und zur Leistungsmotivation in zwei unterschiedlichen Formen zur Verfügung gestellt werden sollten: Für die älteren Jugendlichen empfiehlt sich der Selbstbericht und für Kinder und jüngere Jugendliche die Bildvorlage. Die Mehrheit der Probanden zeigte sowohl in Bezug auf die Gewissenhaftigkeit wie auch in Bezug auf die Leistungsmotivation durchschnittliche bis überdurchschnittliche Rohwerte. Dies könnte daran liegen, dass es sich bei den Probanden mehrheitlich um ältere Jugendliche handelte, welche das Gymnasium besuchten. Weiter darf angenommen werden, dass Kinder und Jugendliche, welche einen höheren Bildungsabschluss anstreben, leistungsmotiviert sind. Unterschiedliche Altersnormen scheinen in diesem Fall notwendig zu sein, um der Altersgruppe der IDS-II genügend Rechnung zu tragen. Aufgrund der geringen Anzahl an Probanden (n=12) hat die vorliegende Arbeit allerdings explorativen Charakter, weitere Ergebnisse wird die Normstichprobe liefern.
Studien Interessen Check sic! – Verständlichkeit der Items
Dominique Zwahlen, lic. phil., Hochalpines Institut Ftan und Marcel Bielmann, lic. phil., Fachbereich Studienwahl und Hochschulen ask! Aargau (Abschluss HS 13)
Der Studien Interessen Check sic! ist ein Interessen Screening, das in der Studienberatung häufig eingesetzt wird. Das Ziel der Praxisforschungsarbeit bestand darin, zu überprüfen, ob die Items verständlich formuliert sind und falls nein, ob das Nicht-Verstehen der Probanden das Interessenprofil beeinflusst.
Die Fragestellung wurde mittels einem Frageraster, der dem sic! beigefügt wurde, untersucht. Die Stichprobe umfasste 84 SchülerInnen, 38 SchülerInnen des Hochalpinen Instituts Ftan und 46 Klienten der Studienberatung des Kantons Aargau. Die Datenerhebung erfolgte von Januar bis Mai 2012. Bei der Stichprobe des Hochalpinen Instituts Ftan wurden die Daten im Klassenverband erhoben, bei der Studienberatung des Kantons Aargau wurden die Probanden instruiert. Sie füllten den sic! und den Frageraster zu Hause aus. Die Daten wurden mittels Inhaltsanalyse ausgewertet.
Als Ergebnis kann zum einen festgehalten werden, dass durch Formulierungen in Fachsprachen aber auch in Fremdsprachen erhebliche Verzerrungen des Ergebnisprofils hervorgerufen werden. Weiter hat die Länge des sic! deutlichen Einfluss auf die Motivation der Probanden. Ausserdem zeigte sich, dass die Antwortskala nicht eindeutig ist, weil die Antwortalternative ‚3‘ mit der Beschreibung ‚weder gern noch ungern‘ beschriftet ist. Die numerische Beschriftung suggeriert, dass es sich um eine mittlere Interessensstärke handelt, die verbale, dass Nicht-Interesse gemessen wird. Geplant ist, dass die Ergebnisse dem Autorenteam zurück gemeldet werden.