Abstracts HS12
Zusammenhänge zwischen selbstkonzeptbezogenen Merkmalen bei SchülerInnen der Mittelstufe und ihre Bedeutung für die Praxis
Esther Albisser, lic. phil., SPD Kanton St. Gallen, Regionalstelle Will
Die vorliegende Arbeit untersucht Zusammenhänge zwischen selbstkonzeptbezogenen Merkmalen von Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe und deren Bedeutung für die schulpsychologische Praxis. Im Zentrum der Studie stehen die Konzepte der Selbstwirksamkeitserwartung, das schulische Selbstkonzept, die Zielorientierung, das Klassenklima, die sozialen Beziehungen zu Mitschülern und die Einstellung zur Schule.
Im mittleren Schulalter (zwischen 6 – 12 Jahren) fallen für die Kinder Entwicklungsaufgaben in den Bereichen ‚Soziale Kooperation‘, ‚Selbstbewusstsein‘, ‚Erwerb der Kulturtechniken‘ und ‚Spielen und Arbeiten im Team‘ an. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die konstant hohe Zustimmung zu einer positiven Selbstwirksamkeitserwartung auf den in diesem Alter ungebrochen hohen Selbstwert hindeutet und dass dieser als Resilienzfaktor gedeutet werden kann. Schülerinnen und Schüler mit tiefen Selbstwirksamkeitsgefühlen müssen daher besonders gut beachtet werden, da ihnen ein Schutzfaktor zum Aufbau einer eigenen Identität zu fehlen scheint. Beim Erlernen eines männlichen und weiblichen Rollenverhaltens bestätigen die vorliegenden Ergebnisse die bisherigen Forschungsbefunde. Knaben trauen sich mehr zu als Mädchen. Diese Überschätzung der eigenen Kompetenzen birgt jedoch Risiken. Die Verschmelzung der sozialen und absoluten Bezugsnormorientierung unterstreicht die Bedeutung der Klasse als Bezugsrahmen. Das soziale Gefüge ist für Schüler der 4. und 5. Klasse bedeutsam und vor allem für die Mädchen noch wichtiger als für die Knaben. In der vorliegenden Studie manifestiert sich für die Mädchen der Übergang von der 4. in die 5. Jahrgangsstufe als bedeutsame Abnahme der Beziehungsintensität zu Mitschülern. In der motivationalen Orientierung widerspiegeln die Ergebnisse der Untersuchung den Schatten, den die bevorstehende schulische Selektion auf die Art der Zielerreichung wirft: Während sich die Viertklässler eher lernzielorientiert charakterisieren, drücken die Fünftklässler bereits eine stärkere Leistungszielorientierung aus.
Elternumfrage zur Abklärung und Beratung am SPD Malters/Schwarzenberg im Schuljahr 2011/2012
Nadine Baumann, M.Sc., SPD Malters/Schwarzenberg
Von Beginn des Schuljahres im August 2011 bis zu den Frühlingsferien im April 2012 wurde allen Eltern und Erziehungsberechtigten, welche Kontakt mit dem SPD hatten, ein Fragebogen zur Zufriedenheit mit der Beratung und Abklärung am SPD zugestellt. Dieser Fragebogen wurde in Anlehnung an Schulpsychologie – Beurteilungskriterien für Mitarbeiter der Schuldienste Malters – Wolhusen und dem Fragebogen für den Kanton Uri von Staub und Stöckli Clavadetscher aus dem Jahre 2009 entwickelt. Es wurden Informationen zum Klienten/zur Klientin, zum Anmeldegrund, zu der vorgängigen Information bezüglich Abklärung, zum Erstgespräch, zur Abklärung, zum Schlussgespräch, zu den beschlossenen Massnahmen und zur Gesamtbewertung der Abklärung erhoben. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, weitere Bemerkungen aufzuführen.
Von den 26 Familien, die den Fragebogen retournierten, hatte knapp die Hälfte zu einem früheren Zeitpunkt bereits Kontakt mit dem SPD. Die meisten Kinder waren zum Zeitpunkt der Abklärung in der 2. oder 6. Klasse. In den meisten Fällen wurden die Kinder und Jugendlichen durch die Schule angemeldet. Häufigster Anmeldegrund: Lese- und Rechtschreibstörung. Ebenfalls häufige Anmeldegründe: angepasste Lernziele sowie allgemeine Lern- und Leistungsschwierigkeiten. Mehr als die Hälfte der Eltern war mit dem Besuch am SPD optimal zufrieden. Die Eltern fühlten sich wohl und gut aufgehoben. Die Zufriedenheit mit dem Erstgespräch war sehr hoch. Verbesserungen können bezüglich der Wartefrist, der Information zur SPD-Abklärung im Vorfeld und bezüglich der Bekanntheit des SPD-Angebotes bei den Eltern und Erziehungsberechtigten vorgenommen werden.
Buchkapitel mit Fallbeispielen: Lernbehinderung
Lea Erbacher, M.Sc., SPD Regionalstelle Zofingen, Aussenstelle Schöftland
Die Intelligence and Development Scales (IDS) stellen ein breites testpsychologisches Prüfsystem dar, welches die Funktionsbereiche der kognitiven Entwicklung, der Psychomotorik, der sozial-emotionalen Kompetenz, der Sprache, der Mathematik und der Leistungsmotivation überprüft. Sie liefern eine umfassende Gesamtbeurteilung von Kindern im Alter zwischen 5-10Jahren.
Im Fallbuch IDS werden in insgesamt zehn Fallkapiteln unterschiedliche Störungsbilder bei Kindern beschrieben. Die IDS sind für die Beurteilung einer Lernbehinderung in Bezug auf die kognitive Entwicklung als geeignet zu betrachten. Sie erheben wesentliche Basisfertigkeiten der intellektuellen Entwicklung, welche Grundlagen für die schulische Leistungen darstellen. Ebenso wichtig ist die Erhebung der allgemeinen Entwicklung, um ein Gesamtbild des Kindes zu erhalten. Bezüglich der schulspezifischen Leistungen können die IDS Aussagen über die rechnerischen und sprachlichen Fertigkeiten machen, jedoch fehlt die Erhebung der Lese- und Rechtschreibefähigkeiten des Kindes. Diese sind neben den kognitiven und mathematischen Fähigkeiten ein wichtiges Kriterium, um eine Lernbehinderung umfassend zu diagnostizieren.
Erbacher, L., Roselli Köster, G. & Schumacher, U. (2011). Lernbehinderung. In Grob, A. & von Arx, P. (Hrsg.). Fallbuch IDS, (S. 103-117). Göttingen: Hogrefe.
Schulpsychologische Einschulungsabklärung – Eine Handreichung für Berufseinsteiger
Nicole Hauser-Hälg, lic. phil., ASP Kanton Schwyz
Die vorliegende Praxisforschungsarbeit befasst sich mit der Einschulungsabklärung. Praxiserfahrungen aus Psychologie, Medizin und Heilpädagogik wurden mittels teilstandardisierten Interviews mit fünf Fachpersonen aus dem Kanton Schwyz erhoben und vor dem Hintergrund der Erkenntnisse der aktuellen Fachliteratur zu einer Handreichung verdichtet.
In den letzten Jahren ist in der Literatur das Konzept der Schulreife von demjenigen der Schulbereitschaft abgelöst worden. Die Reifung des Kindes als abzuwartender körperlicher Vorgang wurde ersetzt durch Konzepte, welche Basiskompetenzen des Kindes, Anforderungen an die Schule und das Zusammenwirken von Familie, Kind und Schule beschreiben. Dies zeigt sich auch in den Erfahrungen der Fachpersonen. Die Einschulungsabklärung zielt darauf ab, Informationen zu den Entwicklungsbereichen Kognition, Sprache, Motorik, Emotion, Soziales, Wahrnehmung und Persönlichkeit sowie zu Schule und Familie zu erheben. Die Methoden dazu sind hauptsächlich Intelligenzverfahren, Gespräche und Verhaltensbeobachtungen. Für die Förderung des Kindes stehen in der Regel verschiedene schulische Angebote sowie Möglichkeiten im Freizeitbereich zur Verfügung. In diesem Rahmen vernetzt sich die Schulpsychologin mit Schule, Fachstellen und der Familie.
Die vorliegende Arbeit ist eine Dokumentation der Praxisforschung inklusive einer Handreichung mit verschiedenen Arbeitsmaterialien. Die Dokumentation und die Handreichung werden künftig in der Abteilung Schulpsychologie Schwyz für Berufseinsteiger und Interessierte zur Verfügung gestellt. Für die Zukunft wird es interessant sein, Erfahrungen mit der Handreichung in der Praxis zu sammeln und wieder in die Arbeit einfliessen zu lassen. Ein Blick über die Kantonsgrenze hinaus ist eine weitere Möglichkeit diese Arbeit zu vertiefen.
Online-Beratung für SchülerInnen
Zaida Schaulin, M.Sc., SPD Baselland, Liestal
Online-Beratung ist ein niederschwelliges und zeitgemässes Beratungsangebot, welches sich im psychosozialen Kontext etabliert hat und den heutigen Kindern und Jugendlichen entspricht. Eine Online-Beratung wurde am SPD Baselland eingeführt. Ziel dieser Arbeit war die Klärung folgender Fragen: Wenden sich durch ein solches Angebot Kinder und Jugendliche häufiger alleine an den SPD und lohnt es sich, neben E-Mail-Beratungsangebot (via Homepage), auch ein Chat-Beratungsangebot (via Skype) zu führen.
Eine Pilotphase sollte erste Anpassungen für das Angebot ersichtlich machen, wobei dies aufgrund der geringen Nutzung in dieser Phase, trotz Werbung, nicht möglich war. Daher wurden mittels Fragebogen zusätzliche Daten zu den Internetgewohnheiten von älteren Kindern und Jugendlichen im Kanton erhoben (N=194). Nach der Bekanntmachung des Online-Beratungsangebotes des SPD BL in allen 1.-9. Klassen des Kantons, kamen im Zeitraum Dezember 2009 bis Juni 2001 13 Anfragen von SchülerInnen ein. Die Anfragen lassen sich grob in die Themenbereiche: Mobbing/Konflikte mit MitschülerInnen, Schule/Lehre, ängste vor psychischer Erkrankung/Suizidalität, und Probleme mit Essverhalten einteilen. Die Fragebogenbefragung zur Internetnutzung bestätigte die Wichtigkeit des Mediums; der Bedarf für ein schulpsychologisches Online-Angebot fiel bei der Fragebogenbefragung gering aus. Verglichen mit dem einzigen ähnlichen Angebot in der Schweiz, nämlich der Erziehungsberatungsstelle Bern, sind die Nutzungszahlen verhältnismässig zu den jeweiligen Einwohnerzahlen ausgefallen. Die Online-Beratung mittels E-Mail wurde somit als Angebot beibehalten, da es bei bestehendem Angebot mit geringem Aufwand verbunden ist und für einige SchülerInnen ein nützliches Angebot darstellt. Eine Ausweitung des Angebotes durch den Zusammenschluss mit anderen Dienststellen im Kanton könnte in Zukunft sinnvoll sein.
Begabungsförderung im Vorschulalter. Anregungen für den Alltag und den Kindergarten
Jacinta Uehli-Schifferle, lic. phil., SPD Baden und Sabrina Giovannelli, M.Sc., SPD Rheinfelden (Abschluss FS 13)
Begabungsförderung ist eine allgemeine Aufgabe der Volksschule. In der vorliegenden Arbeit wurde der Frage nachgegangen, wie sich Begabungsförderung im Vorschulalter konkret gestalten lässt, d.h. welche Fördermöglichkeiten in Form von Anregungen für den Alltag und den Kindergarten vorliegen und wie die Eltern, die Kindergärtnerin sowie die Schulische Heilpädagogin die Begabungen aller Kinder in diesem Alter adäquat fördern können.
Howard Gardner, amerikanischer Psychologe und Intelligenzforscher, fasste verschiedene Intelligenz- bzw. Begabungsbereiche zusammen. Im Rahmen der Praxisforschungsarbeit wurden sechs dieser Begabungsbereiche näher betrachtet: Sprachliche Begabung, Logisch-mathematische Begabung, Naturalistische Begabung, Räumlich-gestalterische Begabung, Musikalische Begabung sowie Körperlich-kinästhetische Begabung. Der Schwerpunkt der Arbeit lag in der Überprüfung der Bereicherungsangebote des Bildungsraums Nordwestschweiz. So wurden zu den obengenannten sechs Begabungsbereichen konkrete Förderangebote zusammengetragen, die den Eltern und den Kindergärtnerinnen im Rahmen der schulpsychologischen Beratung zur Verfügung gestellt werden können. Zudem wurden Interviews mit zwei verschiedenen Fachpersonen geführt, welche auf dem Gebiet der Begabungsförderung im Vorschulalter tätig sind. Im Hinblick auf die Zuführung des Kindergartens als Teil der obligatorischen Volksschule möchte diese Arbeit einen Beitrag zur Stärkung der Volksschule Aargau darstellen.